Der Beginn des berühmten Gedichtes „Waidmannsheil“ von Oskar von Riesenthal (1830-1898) ist sicher vielen Jägerinnen und Jägern bekannt und passt hervorragend zu der Veranstaltung, die am 16.10.2021 in Sulzbach an der Murr stattfand. Dort trafen sich die angehenden Revierhegemeister zum Modul „Hege“.
Laiblin betonte gleich zu Beginn des Moduls, dass er aufgrund seiner Ausbildung und familiären Prägung den Wald aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Einerseits dienen der Wald und das Holz als Ertragsquelle und Wirtschaftsfaktor, andererseits wird ein gesunder und ausgewogener Wildbestand gewünscht, der langfristig bejagt werden kann und gleichzeitig kaum Wildschaden anrichtet. Hierzu sind Schutzmaßnahmen notwendig. Nicht „Wald vor Wild“ ist die Devise, so Laiblin, sondern „Wald mit Wild“.
Mit diesen Worten und einer kurzen Begrüßung ging es dann auch gleich in „die Vollen“: zunächst mit der Frage, was genau unter „Hege“ zu verstehen ist.
Die Hege des Wildes stellt die Basis dar, bei gleichzeitiger Verpflichtung der Jagenden, der Artenvielfalt des Wildes keinen Schaden zuzufügen. Dieses gilt für jegliches Wild, so dass die Hege und die Jagd ein wesentlicher Bestandteil des Wildtiermanagements sind. Hierzu zählen ferner die Wildtierforschung, das Wildtiermonitoring, die Beratungs- und Informationsfunktion sowie Plan- und Konzeptentwicklung. Die Hege soll nach dem JWMG (Jagd- und Wildtiermanagementgesetz) das Gleichgewicht zwischen der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes und den gesunden und stabilen Populationen heimischer Wildarten erhalten, den Lebensraum pflegen und bedrohte Wildtierarten sichern.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung ging es weiter mit einem historischen Rückblick in die Zeit, in der die Hege ihren Ursprung hat. Aus dem Recht zu Jagen entstanden so die ersten Jagdgesetze. Und um einer Ausrottung der Tiere als Folge mangelnder Selbstbeschränkung und Zurückhaltung bei der Jagd entgegenzuwirken bildeten sich zum Zweck der Erholung der Wildtierbestände die ersten Hegemaßnahmen heraus. Seit diesen Anfängen gibt es aber immer wieder die Diskussion, welches die besten und erfolgversprechendsten Hegemaßnahmen sind. An dieser Stelle sagt Markus Laiblin klar, dass es diese so nicht gibt und geben kann. Klar ist jedenfalls, dass es den Jagenden immer um den Erhalt eines artenreichen und gesunden Wildbestandes gehen muss. Hieran anknüpfend wurde am Beispiel des Rehwildes und der ROBA (Rehwildbejagung ohne behördlichen Abschussplan) und unter Zuhilfenahme von Zahlenmaterial und Fakten die Entwicklung einer möglichen Jagdstrategie dargestellt. Weitere Vergleiche zum Rotwild und Schwarzwild wurden mit den Teilnehmenden diskutiert.
Im nächsten Schritt wurde die Biotop-Hege zur Verbesserung und zum Schutz von Lebensräumen wildlebender Tiere besprochen. Dabei ging es unter anderem um die Möglichkeiten zur Schaffung von passenden und geeigneten Deckungen durch Hecken und Feldgehölze sowie die Anlage von Teichen und Wasserlöchern im Revier.
Das Ende des Seminares bildete das Thema „Wildschutz“. In diesem Themenblock ging es in erster Linie um die Vermeidung von Wildunfällen, wie zum Beispiel durch eine scharfe Bejagung an entsprechend gefährdeten Stellen, den Bau von Wildzäunen und Wildbrücken, das Anbringen von Reflektoren u.ä.. Auch die Bereiche „Schutz vor Mähtod“ und Umgang mit wildernden Hunden und Katzen wurden mit den Teilnehmenden ausführlich besprochen.
Fazit dieses Seminartages: ein großes Dankeschön an den Referenten Markus Laiblin für einen lockeren, espritvollen und ideenreichen Vortrag – angereichert mit vielen Beispielen aus der Praxis für die Praxis.
Es ist eben doch, wie von Riesenthal bereits vor über hundert Jahren in seinem Gedicht geschrieben hat, des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild. Waidmännisch jagt, wie sich`s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt! – nicht nur gestern und heute. Sondern ganz besonders und dringlich auch morgen.
Text: Andreas Beensen, Obmann für Pressearbeit beim Jagd - Natur -Wildtierschützerverband Baden-Württemberg e.V.