Modul 3 Wildtierkrankheiten
Auftakt am Samstag, den 09. April machte der Vortrag von Dr. Ingo Schwabe, Pathologe am Chemischen und Veterinäramt der Stadt Stuttgart zum Thema Zoonosen und Tierseuchen beim jagbaren Wild. Dieses Thema liegt uns besonders am Herzen da zum Einen Wildtiere in der Stadt durch größere Populationsdichten häufiger an Krankheiten leiden als Wildtiere in Feld- und Waldrevieren und somit und zum Zweiten die Stadtjäger bei ihrer Arbeit häufiger mit kranken Tieren in Berührung kommen können als bei der sonst üblichen Jagdausübung. Zudem ist allgemein festzustellen, dass vermutlich durch den Klimawandel vermehrt Tierseuchen auftreten, einmal ganz abgesehen von der Afrikanischen Schweinepest. Dieser Trend kann sich in Zukunft verstärken wenn durch veränderte klimatische Bedingungen auch die Zwischenwirte wie Stechfliegen, die oft ganz spezifisch für einen Übertragungsweg einer Wildtierkrankheit sind, bei uns im Ländle passende Lebensbedingungen antreffen. Aber auch die zunehmende weltweite Reiseverkehr, die erhöhte Tierdichte in der Tierhaltung sowie grenzüberschreitende Lebensmitteltransport seien dafür ursächlich.
Stadtjäger müssen diese Krankheiten und die Übertragungswege kennen, um sich selbst vor diesen von Wildtieren auf den Menschen übertragbaren Krankheiten (Zoonosen) schützen zu können. [Anmerkung: die persönliche Schutzausrüstung werden wir im Modul Prävention und Jagdarten besprechen].
Dr. Ingo Schwabe stellt zunächst sein Institut, die CVUA in Fellbach und seine Mitarbeitenden sowie seine Aufgaben vor.“ Wir verstehen uns als Dienstleistungs- und Kooperationspartner für Verbraucher und Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft – für Mensch und Tier – jung und alt. Durch unsere Tätigkeit sichern wir auch das Wohl der Generationen von morgen.“ [Zitat Schwabe]. Er forderte alle Stadtjägerinnen und Stadtjäger auf, Proben von Fallwild, verunfalltem Wild oder von anderen auffälligen Tierkörpern an sein Institut zu senden. Baden-Württemberg hat hier in Deutschland eine einmalige Stelle geschaffen, um einen Überblick über die Gesundheits- bzw. Krankenlage der Wildtiere zu bekommen. Zudem können die Proben beim Vorliegen bestimmter Kriterien auch noch bis zu 100 Euro honoriert werden.
Bisher seien über 200 Krankheiten bekannt, die bei Mensch und Tier vorkommen, wechselseitig übertragen werden und durch Infektionserreger ausgelöst werden unter den Biowaffen, dem sog. „dreckiges Dutzend“ sind 9 Zoonoseerreger. Dies mache das Risiko deutlich.
Die weiteren Ausführungen beschäftigten sich zunächst mit den Definitionen von Seuche, Endemie, Epidemie und Pandemie, Begriffe die uns auch um COVID-19 bekannt wurden. Weiter ging es mit einer Auffrischung von Fach 5 der Jägerausbildung in Sachen Krankheitserreger: Prionen, Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten (z.B. Protozoen wie der Erreger der Malaria, aber auch eine Vielzahl verschiedener Wurmarten).
Anhand zahlreicher Proben von veränderten Organen aber auch teilweise fast künstlerisch anmutender Gewebeschnitte erläuterte Dr. Ingo Schwabe einige aus seiner Sicht besonders wichtiger Zoonosen und auf was man als Stadtjägerin oder Stadtjäger besonders achten muss; die finale Diagnose wird meist jedoch in den Untersuchungsämtern erfolgen.
In Abgrenzung der Themen, die Dr. Christof Janko nach dem Essen besprochen hat vertiefte Dr. Ingo Schwabe die Tularämie für die es sehr vielfältige Übertragungswege gäbe und der auf Grund der Schwere des Verlaufs besondere Bedeutung zukommt; unter anderem seit 2001 kontinuierlich steigende Todesfälle.
Bei den Parasiten nahm er Bezug auf den Kleinen Fuchsbandwurm (endo-) und die Sarcoptes scabiei, die sog. Räudemilbe (exo-Parasit). Als Neuankömmlinge nannte er die Asiatische Tigermücke aber auch die besonders große Hundezecke von der man sagt, sie ginge auch auf die Jagd.
Mit der Verantwortung der Jagenden schloss Dr. Ingo Schwabe seinen Vortrag und wies besonders auf die anzeigepflichtigen Tierseuchen hin. Daneben gibt es noch eine Reihe meldepflichtiger Tiererkrankungen; dies sei aber Aufgabe der einschlägigen Labore und Untersuchungsämter.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen setzte Dr. Christof Janko, co-moderiert von Uwe König, das Thema Wildtierkrankheiten fort. Sein Schwerpunkt lag dabei weniger bei der Diagnostik als vielmehr auf den Beobachtungen, die er als Stadtjäger gemacht hatte, welche er für die gefährlichsten hält und welche Tierkrankheiten er am häufigsten festgestellt hat - gegliedert nach durch Viren -Tollwut (derzeit durch Schluckimpfung ausgerottet), Staupe, Myxomatose, die Calici Infektionen RHD und EBHS, Chinaseuche, ASP und durch Bakterien verursachte Wildtiererkrankungen - Brucellose und Tularämie.
Da Dr. Christof Janko viel über Füchse gearbeitet und publiziert hat wurden die Räude und der Fuchsbandwurm speziell vertieft und detailliert besprochen und Unterschiede zwischen „Land“- und Stadtfüchsen aufgezeigt. Anhand der Infektionswege wurden auch Vermeidungsstrategien aufgezeigt.
Dieser Teil seines Vortrage führte nahtlos hinüber zu den erforderlichen persönlichen Schutzausrüstungen bei fall- und Unfallwild. Sein abschließender Apell galt der guten Zusammenarbeit zu den CVUAs
www.ua-bw.de
und zur Meldung von Wildkrankheiten im Wildtierportal
https://www.wildtierportal-bw.de/de/p/wildtiermanagement-forschung/wildtiermonitoring-1069.html
Text Hans-Ulrich Endreß, Fotos CVUA Stuttgart, Hans-Ulrich Endreß